Mit nervigen Rückmeldungen umgehen – Eine soziologische Beobachtung zu „Game of Thrones“ Staffel 8

„Game of Thrones“, eine Serie der Superlativen mit einer riesen Reichweite. Die letzte Staffel, also Staffel 8, liegt jetzt ein paar Monate zurück und wurde weitreichend sowohl kritisiert als auch gefeiert. Zwei Phänomene haben mich extrem beeindruckt in den Reaktionen zu dieser Staffel. Es geht um das kurze Auftauchen eines Starbucks-Bechers und einiger Plastikwasserflaschen. (Für alle „Game of Thrones“-Unwissenden: Die Serie spielt im fiktiven Mittelalter.) Dabei handelt es sich um nur ganz kurze Kamera-Einstellungen, bei denen im Hintergrund von eifrigen Fans diese Gegenstände entdeckt wurden. Die Kommentare in den Social Media-Plattformen waren dominiert von diesem Becher (8.4) und auch die Wasserflaschen in der letzten Folge (8.6) haben einen großen Raum in der Diskussion eingenommen.

Game of Thrones 8.6 – Bildquelle: https://compote.slate.com/images/4616880b-d280-4d65-83a5-be91c80f6c27.jpeg?width=780&height=520&rect=1560×1040&offset=0x0

Mir ist die Flasche nicht aufgefallen. Gleichzeitig war ich extrem fasziniert davon, wie diese Flasche einen so großen Raum bekommen hat. Ich frage mich, wie sich die verantwortlichen Personen in der Produktion gefühlt haben müssen. Eine Produktion, die Millionen von Euro in Kulisse, Set-Aufbauten, ganze Stadtteile, Festungen, Schiffe etc. investiert hat…. und dann steht eine Plastikwasserflasche im Zentrum der Diskussion. (Natürlich auch die Charakterentwicklung einzelner Personen, aber das ist ein anderes Thema.)

Wie muss es den Verantwortlichen gegangen sein? Die Doku über die letzte Staffel „Game of Thrones: The Last Watch“ gibt einen Einblick, mit wie viel Einsatz und Liebe das Produktionsteam am Start war. Besonders sympathisch ist dabei der Kunstschnee-Mann. Und dann stiehlt eine 20 Cent-Wasserflasche, die für ein paar Sekunden ganz klein im Hintergrund zu sehen ist, der Millionen-Euro-Kulisse und 1.000 von Stunden Arbeit die Show.

Als Gemeinde haben wir momentan keine Millionen-Euro-Projekte, aber es gibt Gruppen und Projekte, für die hunderte von Stunden eingesetzt werden! Wofür ich extrem dankbar bin! Menschen, die alles geben und voll dabei sind, ob ehrenamtlich oder hauptamtlich. Und dann kommen doch echt Rückmeldungen, dich sich nur um Kleinigkeiten drehen und bei denen man nur denkt:

„Hallo!? Nicht wirklich! Oder hast du überhaupt eine Idee von dem gesamten Projekt und was hier abgeht!? Du regst dich jetzt echt über diese „Wasserflasche“ auf? Bist du stolz darauf, sie entdeckt zu haben? Ein winziges Detail, das in den Sand gesetzt wurde. Hab mal Respekt und bewundere das Gesamtwerk!“

Wie man mit Rückmeldungen umgeht, die einen persönlich nur nerven und die man unfair findet:

Drei Gedanken dazu, die mir gerade helfen und die ich mir in herausfordernden Situationen ins Gedächtnis zu rufen versuche.

  1. Einfach lächeln. Die meisten Menschen, für die unwichtige Plastikwasserflaschen im Hintergrund das große Thema sind, sind selber gar nicht Teil von großen und großartigen Projekten und haben darum die Zeit und Energie, die Wasserflaschen bei anderen zu entdecken und zu kommentieren. Gleichzeitig bedeuten Rückmeldungen, auch wenn sie komisch sind, dass dein Projekt schon eine gewisse Reichweite hat. Also sei stolz darauf, hör der Person einfach zu und lächle.
  2. Du kannst etwas lernen! Auch wenn die Verhältnisse und die Art und Weise der Rückmeldung extrem daneben sind, kann man oft mindestens in einem Detail etwas lernen. Ja, ein Starbucksbecher und Plastikwasserflaschen gehören nicht in ein Mittelalter-Setting eines Films. Da Emails mit solchen Rückmeldungen extrem nerven können, antworte aber bloß nicht sofort darauf, sondern warte mindesten 24 Stunden, bis du wieder cooler drauf bist. Außerdem kannst du einen lustigen „Exotisch“-Ordner/-Label im Mail-Postfach einrichten, um die abgefahrensten Emails dort zu speichern.
  3. Falsche und zu hohe Erwartungen. Wenn du denkst, nach einer Aktion oder einem Projekt müssten eine Menge dankbarer und überschwänglicher Rückmeldungen deinen Posteingang überschwemmen, dich aber vor allem die wenigen nervigen Rückmeldungen runterziehen, entspann dich! Jesus, zum Beispiel, hat zehn Aussätzige geheilt (Lukas 17,11-19). Was für eine Aktion und was für ein Erfolg! Doch nur einer kam zurück, um sich zu bedanken. 10% Rückmeldung auf ein total lebensveränderndes Ereignis, das ist der Spitzensatz an dankbaren Rückmeldungen. Also entspann dich! Es geht nicht nur um positive Rückmeldungen. Nervige Rückmeldungen gehören einfach dazu und zeigen, dass dein Handeln eine gewisse Reichweite hat.

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