Warum das Feedback-Sandwich-Prinzip SUCKS (ätzend ist)?

Das Sandwich-Prinzip ist sicher das bekannteste und plastischste Feedback-System im Umlauf. Pack die Kritik hinein in ein Lob darüber, was gut lief. 1. Lob 2. Kritik 3. Lob

Ja, das bleibt hängen, aber warum ist die Mitte des Sandwichs (Fleisch, Käse, Tomate) die Kritik, das Schlechte, der Wachstumsbereich? Die Mitte ist beim Sandwich doch eigentlich das Beste! Die Logik des Sandwich-Feedback-Prinzips ist hier für mich zu Ende! Über Feedback ist schon viel gesagt, geschrieben und gepredigt worden. Trotzdem kommen jetzt noch meine kompakten Gedanken dazu:

The FEEDBACK-SANDWICH SUCKS – Denn es fühlt sich einfach blöd an für den Empfangenden. Erst ein guter Start, ein Lob… und dann kommt das Wort „aber“ als Einleitung für die Kritik. Damit wird gleich erstmal bei fast allen Hörern das vorher gesagte Lob im Gedächtnis relativiert oder sogar gelöscht.

„Mein Bruder sagte mir mal, dass nichts, was jemand vor dem Wort ‚aber‘ sagt, wirklich zählt.“ Benjen Stark – Erster Grenzer der Nachtwache – Game of Thrones

Auch das Lob am Ende kann, meiner Meinung nach, das Sandwich-Prinzip nicht mehr retten. Hängen bleibt das ABER und die Kritik. Vier Punkte sind mir deshalb gerade zum Feedback neu wichtig geworden:

  1. Das Wort ABER aus dem Feedback komplett raus streichen und stattdessen das Wort „noch besser“ verwenden. Es ist eine andere Haltung, die einen anderen Blick in die Zukunft richtet, wie dieses gute, gelobte Ergebnis in Zukunft noch verbessert werden könnte. Es ist kein so starker Bruch wie beim ABER, sondern im Idealfall eine Weiterführung, wie es in Zukunft noch besser gehen kann. Und ja, das wäre auch theoretisch beim Feedback-Sandwich-Prinzip möglich, aber jetzt kommt meine Hauptkritik an diesem Prinzip.
  2. Das Verhältnis von Lob und Kritik muss stimmen. Das Sandwich geht von 2:1 aus. 2x Lob gegenüber 1x Kritik. Punkt. Dieses Verhältnis empfinde ich, gerade im Blick auf die jüngere Generation, als schwierig. Die neuste Generation Z (ca. nach 2001 geboren) wird häufig von der älteren Generation als „kaum kritikfähig“ bezeichnet. Genauso wie auch auffällig die Generation davor, nämlich die Generation Y, zu der ich selbst nach der offiziellen Rechnung gehöre. Früher war „Nichts gesagt, Lob genug!“ So, wie es heute wohl immer noch im Schwabenland heißt: „Nix gschwätzt isch gnuag globt“. Doch heute ist das gerade bei den jüngeren Menschen anders. Die Suche nach Rückmeldung, Lob, Anerkennung und dann auf dieser Basis aufbauend auch Kritik ist, glaube ich, sogar stärker ausgeprägt als noch bei anderen Generationen davor.
  3. Das 2:1-Verhältnis reicht nicht mehr. Ich schreibe das im Kontext von jüngeren Menschen und auch im Blick auf in der Regel ehrenamtliche Leute im Umfeld der Gemeindearbeit, in welchem ich unterwegs bin. Ich erlebe es auch bei mir selber. Dort, wo ich in meinem Umfeld Menschen habe, von denen ich weiß, die glauben an mich, sehen auch meine Stärken und stehen grundsätzlich auf meiner Seite. Von denen fällt es mir viel leichter Feedback, Kritik und Verbesserungsvorschläge anzunehmen. Ich glaube, dieses Gefühl von „die Person steht auf meiner Seite, sie ist für mich und will das Beste für mich“ entsteht durch eine Grundlage von Vertrauen und Wertschätzung und wird gestärkt durch positive Rückmeldungen, Lob und Anerkennung für Leistungen. Dazu braucht es jedoch deutlich mehr als ein 1:2-Verhältnis. Es geht, meiner Meinung nach, eher in Richtung eines 1:10-Verhältnisses. Das heißt natürlich nicht, dass jede Kritik zuerst 9x Lob vorher haben muss…
  4. Es geht mir insgesamt um ein 1:10-Verhältnis. Wenn man alle Begegnungen und Rückmeldungen zusammen nimmt, sollte es deutlich mehr positive Momente geben. Auf so einer Basis sind kritisches Feedback und Verbesserungsvorschläge ein wirkliches Geschenk, welches dankbar angenommen wird! Weil ich weiß, dass mein Gegenüber grundsätzlich für mich ist und mir wirklich helfen möchte, besser zu werden. Der Weg hin zu einem solchen Verhältnis beginnt damit, sich auf die Suche zu machen, was man Positives beim anderen entdeckt und es anzusprechen.

Hier meine zwei aktuell wichtigsten LEARINGs zum Thema Feedback!

  1. Radikal das Wort ABER lassen!
  2. Das Pancake-Prinzip als Alternative zum Sandwich 🙂

Wenn die Verhältnisse zwischen Kritik und Lob stimmen (nicht 1:2, sondern eher 1:10), wird das Feedback insgesamt ein Genuss. Pancakes (Lob, Anerkennung, positive Rückmeldungen), und zwar viele davon, bilden die Basis und das Topping, die Sahne oder der Ahorn-Sirup (Kritik, Verbesserungsvorschläge), kommt dann oben drauf. Dann ist es ein Feuerwerk! Also vergesst das Sandwich-Prinzip und merkt euch das Pancake-Prinzip.

Weiterführende Artikel:

  1. Schlechtes Feedback empfangen> Mit nervigen Rückmeldungen umgehen – Eine soziologische Beobachtung zu „Game of Thrones“ Staffel 8
  2. Wie Pancakes unsere Familie zusammenhalten > Pancake-Tradition

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